Dunkel und feucht. Lange Regalreihen mit liegenden, leicht nach vorn geneigten Weinflaschen. So stellen Sie sich doch den Keller eines professionellen Weinsammlers vor. Aber gelten die alten Regeln auch für junge Weine?
Eine Frage der Lagerdauer
Wenn von Weinlagerung die Rede ist, sollte zunächst geklärt sein, von welcher Zeitachse wir sprechen. Mehr als neunzig Prozent der verkauften Weine sind für den sofortigen Genuss bestimmt. Wenn man sie ein oder zwei Jahre verwahrt, wird ihnen das nicht schaden – richtige Lagerung vorausgesetzt. Besser werden sie aber auch nicht. Das funktioniert nur bei ausgesuchten Weinen mit hohem Tanningehalt. Dieser natürliche Stoff ist vor allem in Stielen, Haut und Kernen der Trauben enthalten. Cabernet Sauvignon und Shiraz sind Beispiele für Rebsorten mit hohem Tanningehalt. Alternativ kann Tannin auch bei der Lagerung aus dem Fassholz an den Wein abgegeben werden. Tannin bindet Sauerstoff und rückt damit dem ärgsten Feind des Weins zu Leibe. Denn auch der beste Korken lässt im Laufe der Jahre einige Mikrogramm Sauerstoff durch. Sauerstoff lässt den Wein altern und verdirbt ihn. Aber nicht jeder Wein mit viel Tannin eignet sich für die Flaschenreifung. Fragen Sie Ihren Winzer oder Weinhändler, wenn Sie einen lange haltbaren Wein suchen.
Die Temperatur
Wärme schadet dem Wein. Mehr als 20 °C können dauerhaft schon zu viel sein, sommerliche 25 °C sollten Sie unbedingt vermeiden. Um die 12 °C wird meist als perfekte Lagertemperatur empfohlen. Wer seinem Wein (und beim späteren Trinken seinen Gästen und sich selbst) etwas Gutes tun will, besorgt sich einen Weinklimaschrank. Den stellen Sie am besten an einem kühlen Ort auf, damit er nicht unnötig Strom verbraucht. Der entscheidende Vorteil am Klimaschrank ist das Vermeiden von Temperaturschwankungen. Außerdem schützt er den Wein vor UV-Strahlung. Viele Weinklimaschränke haben mehrere Temperaturzonen. Dadurch können sie auch als Temperierschränke genutzt werden, um den Wein vor dem Öffnen auf die ideale Trinktemperatur zu bringen. Was nicht in den Klimaschrank passt, lagern Sie doch im Keller. Wenn es dort etwas kühler ist, ist das kein Problem. Nur Frost darf es nicht geben.
Die Luftfeuchtigkeit
Früher wurde eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 70 % empfohlen, damit der Korken nicht austrocknet und spröde wird. Sie erinnern sich – er muss den Sauerstoff draußen halten. Allerdings lässt zu viel Feuchtigkeit den Korken schimmeln, über die Jahre vielleicht sogar das Etikett unleserlich werden. Bei einer Lagerung von bis zu zwei Jahren kann man das aber entspannter sehen. Zudem haben viele Weine heute Kunststoffkorken oder Schraubverschlüsse. Da spielt die Luftfeuchtigkeit keine Rolle.
Die Lage
Stehend oder liegend? Die Anhänger der liegenden Lager denken wie bei der Luftfeuchtigkeit an die Gefahren durch einen austrocknenden Korken. Viele lagerfähige Weine sind weiterhin mit Naturkork verschlossen. Wenn Ihr Weinflaschenregal liegende Lagerung vorsieht, nutzen Sie diese Möglichkeit. Damit machen Sie keinesfalls einen Fehler. Für kurze Lagerzeiten mit Naturkork oder generell für alternative Verschlüsse ist die stehende Lagerung aber kein Problem.
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